Samos und Med’EqualiTeam im April 2020

Liebe Freunde,

eure Unterstützungsbereitschaft in den letzten Wochen hat uns völlig überwältigt. Neben zahlreichen Mitteilungen, auf Facebook oder auch direkt an uns und das Team, und Anfragen zur Mitarbeit erreichten uns auch eine große Zahl an Spenden.

Beinahe 150 verschiedene Menschen und auch Vereine haben uns in den letzten 6 Wochen insgesamt über 22.000€ gespendet. Allein mit diesem Betrag kann die Klinik ihre Ausgaben über 3-4 Monate decken. Gleichzeitig konnten mit diesem Geld bereits Vorbereitungen für die nächste, unsichere Zeit getroffen werden, wie z.B. die Erhöhung der Lagerbestände für essentielle Medikamente und Verbandsstoffe, Beschaffung von Schutzausrüstung und Hygieneartikeln.

Wir und das Team vor Ort sind für diese Unterstützung sehr dankbar.

Viel ist aber auch seitdem passiert. Die Coronakrise betrifft mittlerweile die Menschen überall. In Samos wurden Ausgehbeschränkungen wie überall in Griechenland beschlossen, so dass es jetzt nur mit einer Bescheinigung des Arbeitgebers möglich ist, den Weg zur Arbeit aufzunehmen. Versammlungen von Gruppen sind verboten worden. Das Flüchtlingslager darf nachts nicht mehr verlassen werden, tagsüber ist das Verlassen nur noch einzelnen Personen einer Familie gestattet, um Nahrung zu kaufen oder auch um in die Praxis von MedEqualiTeam zu gelangen.

Auch das Team hat sich verändert. Viele Mitglieder des Teams sind in Erwartung einer Schließung der Grenzen vorzeitig abgereist. Auch ich hatte mich entschlossen, als Intensivmediziner zunächst wieder in meinem Heimatkrankenhaus in Dresden zu arbeiten, wo ich seit meiner Rückkehr die Corona-erkrankten Patienten in der Notaufnahme betreue. Aktuell sind in Samos noch 3 Ärztinnen von MedEquali, zwei Krankenschwestern und mehrere unterstützende Freiwillige vor Ort. Durch die Hygienevorschriften können Patienten fast nur noch außerhalb der Klinik mit 2 Meter Sicherheitsabstand gesehen werden, eine gute Untersuchung oder Befragung mit Privatsphäre ist nicht mehr möglich. Die Ärzte geben weiterhin Medikamente aus und es gibt auch eine Wundversorgung, aber für Menschen mit komplexeren Gesundheitsproblemen fehlt sowohl das Umfeld als auch die Zeit, eine gute Versorgung zu ermöglichen.

Auch in der Klinik auf Samos gelten jetzt striktere Hygiene-Richtlinien

Keiner weiß, wie die nächsten Wochen und Monate auf der Insel werden. Momentan ist noch kein Corona-Fall nachgewiesen, allerdings wird auch nur sehr eingeschränkt getestet. Mehrere NGOs versuchen, die hygienischen Bedingungen im Camp zu verbessern, verteilen Masken, Händedesinfektionsmittel oder Seife, während MedEqualiTeam versucht, die medizinische Versorgung so gut es geht, zu gewährleisten. MSF (Medecins sans frontieres) hat in Zusammenarbeit mit MedEqualiTeam ein „Outreach“ Programm gestartet, in dem geflüchtete Menschen mit medizinischer Vorbildung im Camp Patienten suchen, und dann in einer Telefonkonferenz mit einem Arzt/einer Ärztin im Ausland versuchen, das Problem einzuschätzen und festzustellen, ob ein Besuch der Klinik erforderlich ist. Es müssen viele Kompromisse eingegangen werden aktuell.

Wir hoffen, dass die Arbeit von MedEqualiTeam möglichst bald wieder ausgebaut werden kann, und wieder mehr Personal und damit Zeit für die Versorgung der Menschen zur Verfügung steht. Dafür war und ist eure Unterstützung, ideell wie finanziell, eine solide Vorraussetzung- vielen Dank dafür.

Für MedEquali Deutschland e.V. – Reiner Lübeck

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.